Nach den Spielterminen in Serbien und Kroatien wurde am 15. Mai das Theaterstück von Gordana Ilić Marković: "Slušaj kako govorim" - über die letzten Tage des Philologen Sava Mrkalj, der 1833 in Wien im Allgemeinen Krankenhaus gestorben ist - das erste Mal am Ort der Handlung aufgeführt – in Wien, am Campus der Universität Wien, HS B.
Dank der Aufnahme des gesamten Abends kann, mit der Genehmigung des Schauspielers, eine kurze Fassung hier gezeigt werden.
Infos zur Veranstaltung
Belgrader Theater
Sava Mrkalj: DEJAN STOJAKOVIĆ
Regie: DUŠKO AŠKOVIĆ
Text: GORDANA ILIĆ MARKOVIĆ
Handlung
Psychiatrische Klinik des Allgemeinen Krankenhauses Wien – der sogenannte Narrenturm – 2. August 1833. Der fünfzigjährige Philologe Sava Mrkalj, der sein Leben dem Erwerb von Wissen und dem Schreiben gewidmet hat, erleidet das Schicksal eines verbannten Gelehrten. Es ist das vierte Jahr seit seiner Verlegung aus dem Gefängnis in Karlovac.
In seiner Zelle im Narrenturm ordnet er immer wieder wenige ihm übrig gebliebene Schriften und Bücher und rückt Schreibfeder und Tintenfass zurecht – das einzige Hab und Gut, das ihm geblieben ist. Er ist sich bewusst, dass es kein Zurück mehr gibt und sein Ende naht. Die Sonnenstrahlen, die durch die Gitterstäbe in seine Zelle fallen, versetzen ihn zuweilen in die Kindheit zurück, zuweilen in die Zeit teurer und geistreicher Unterhaltungen über Sprache und Dichtung. Sie bringen ihn zu den Bächen und Flüssen zurück, die seinen Lebensweg zeichneten, nun aber nicht mehr für ihn da sind.
Die Liebe zu den Klängen – zum einen der Sprache, zum anderen der Musik – verbindet Mrkalj mit seinem liebsten Gesprächspartner im Spital, mit Leopold, einem Grazer Musikprofessor. Gemeinsam erinnern sie sich an die Klänge der Musik von Franz Schubert, der etwa zehn Jahre zuvor ebenfalls in dieser Anstalt war.
Mrkalj klagt nicht an seinem Lebensabend, in ihm ist keine Wut. Alleinig die Erinnerungen an sein vollbrachtes Werk, vergangene Freundschaften, unternommene Reisen und an die Geräusche und Klänge, die ihn umgaben, erfüllen seine Seele mit Freude. Er ist sich bewusst, dass sein Körper versagt, sein Geist aber noch vollbringen könnte. Noch im selben Monat stirbt Mrkalj, am 24. August 1833, in Wien. Er geriet in Vergessenheit. Die Geschichte eines Weisen, der alles und jedem verzeihen konnte, außer ruchlose Taten und insbesondere üble Worte, die durch Fäulnis der Seele entstehen.