Zeit:
Dienstag, 5. April 2022, 18:30 Uhr
Teilnahme vor Ort:
Seminarraum 1 des Instituts für Slawistik
Teilnahme über Zoom:
https://univienna.zoom.us/j/64363338459?pwd=K1poR1JMZVlGK1lBNHNsdXV5OHBPQT09
Meeting-ID: 643 6333 8459
Kenncode: 060744
Der Vortrag behandelt das Problem der bisher unzureichenden Erforschung von Literatur und Sprache der Literatur während des Ustaša-Regimes in Kroatien (1941-1945). Im Mittelpunkt der Analyse steht ein literarisches Werk, das unter den Ustaše einer massiven Zensur unterworfen war, der Roman "Giga Barićeva" von Milan Begović. Die nähere Betrachtung dieses Romans zeigt, wie sehr die Erforschung des Schicksals von kroatischer Sprache und Literatur während der Ustaša-Zeit noch immer ein wissenschaftliches Desiderat darstellt. So zeigt die heutige maßgebliche Ausgabe von "Giga Barićeva" einen unzureichend kritischen Umgang mit der Geschichte des Textes und eine unzureichende Berücksichtigung der vorhandenen Forschung. Im Ergebnis basiert die heute maßgebliche Ausgabe von "Giga Barićeva" auf einer Textversion, deren Sprache und Inhalt, wie gezeigt wird, gegen den Willen des Autors im Sinne der Ustaša-Politik stark verändert wurde.
Der Vortrag geht außerdem auf die Methoden einer computergestützten Analyse ein, die es erlauben, nachzuweisen, wie man in den Romantext sprachlich und inhaltlich eingriff. Die Untersuchung des Romans "Giga Barićeva" gestattet es so insgesamt, vor Augen zu führen, wie der Ustaša-Staat auch die Bearbeitung literarischer Werke als Mittel zur Förderung bzw. Schaffung kroatischer Identität einsetzte.
Alle Interessierten sind herzlich zu Vortrag und Diskussion eingeladen.
Miranda Jakiša & Katharina Tyran