November/Dezember 2019 jährt sich zum dreißigsten Mal der Jahrestag der Samtenen Revolution (Sametová revoluce) in der damaligen Tschechoslowakei. In dieser Zeit fanden bereits die ersten Solidaritätsveranstaltungen im Raum Drosendorf-Langau statt. Studentinnen und Studenten aus Brünn (Brno) aber auch Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft lernten zum ersten Mal nach Jahrzehnten ihre Nachbarn im österreichischen Waldviertel kennen. Im Rahmen der Waldviertelakademie wurde das Veranstaltungsformat Grenze und Nachbarschaft ins Leben gerufen. In zahlreichen Symposien trafen sich Wissenschaftler aus beiden Ländern zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Nachbarländern. Es. entstand ein breiter, grenzüberschreitenden Austausch, der von Sprachkursen und Ausstellungen bis zu literarischen, sportlichen und filmischen Aktivitäten reichte.
Heute sind diese Ereignisse bereits Geschichte, heute lebt in unseren beiden Ländern schon eine Generation, die damals noch gar nicht auf der Welt gewesen ist. Mit dem Beitritt Österreichs und später auch Tschechiens (und der Slowakei) hat sich der Charakter von Grenze und Nachbarschaft weiter modifiziert und es stellt sich die Frage, ob sich die beiden in den drei Jahrzehnten näher gekommen sind wie normal unsere Beziehungen sind, welche Rolle dabei das europäische Projekt spielt und was uns heute trennt. 30 Jahre Grenze und Nachbarschaft eröffnet einen Rückblick auf die genutzten, aber auch die versäumten Möglichkeiten in dieser Nachbarschaft.
Der Tradition der einstmaligen Symposien Grenze und Nachbarschaft folgend, möchten wir aus Anlass des 30jährigen Jubiläums von 1989 ein transdisziplinäres organisieren, ein wissenschaftliches Symposion ausrichten, das Grenze und Nachbarschaft in verschiedenen Bereichen (Literatur, Sprache, Kultur, Politik, Zeitgeschichte, Region) aber auch in verschiedenen Epochen und Perioden thematisieren. Die historische Dimension, die über das kurze 20. Jahrhundert hinausgreift, ist uns nicht zuletzt deshalb wichtig, weil an ihr deutlich wird, dass sich Phänomene wie Grenze, Nachbarschaft, Nachbarschaft, Zugehörigkeit und Identität ändern. Partner des Projektes sind u.a. die Universität Brno, der Waldviertler Heimatbund, die Waldviertel-Akademie und der Filmclub Drosendorf (alle angefragt). Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Forschungsband der Reihe Verflechtungen und Interferenzen. Studien zu den Literaturen und Kulturen im zentraleuropäischen Raum (herausgegeben von Wolfgang Müller-Funk und Andrea Seidler) veröffentlicht.
Kuratoren: Wolfgang Müller-Funk, Tomáš Pospíšil, Aleš Urválek, Jan Budňák ( alle Univ. Brno) in Zusammenarbeit mit Oliver Rathkolb, Thomas Winkelbauer und Friedrich Polleross (alle Univ. Wien/Waldviertler Heimatbund), Wilhelm Ch. Erasmus (Filmclub Drosendorf), Mella Waldstein (KuKUK) u.a.
Univ. Kooperationspartner: Univ. Brno, Institut für Germanistik – Univ. Wien, EVSL und Institut für Slawistik.
Lokale Mitveranstalter des Symposions sind der Kulturverein KuKUK, der Filmclub Drosendorf und die Stadtgemeinde Drosendorf-Zissersdorf.