Das Kino der SFRJ (1945-1991) war eine der großen Filmindustrien Europas. Film machte einen wichtigen Teil der jugoslawischen (Pop-)Kultur aus; Innovation und Experimentierfreude waren dabei genauso wichtig wie Spannung und Unterhaltung. Herausragende jugoslawische Filme der Zeit wurden auf der ganzen Welt gezeigt und räumten zahlreiche internationale Preise ab. Auch heute sind Jugoslawiens Regisseure über die Grenzen der Region hinaus bekannt, unter ihnen Dušan Makavejev, Želimir Žilnik und Emir Kusturica.
WATCHING ★ YU gibt auch in diesem Semester an der Slawistik einen Einblick in das facettenreiche Kino Jugoslawiens.
Die Filme werden in Originalsprache (BKMS) mit englischen Untertiteln gezeigt.
Jeweils um 18:30 im Seminarraum 1.
6. November: Sjećaš li se Dolly Bell?
Gefeiertes Debüt des Kult-Regisseurs: Der Jugendliche Dino wächst im Sarajevo der 1960er-Jahre auf, geprägt von Kino, Musik und großen Träumen. Alles wird verändert, als seine erste Liebe auftaucht – die Sexarbeiterin Dolly Bell, die er auf Bitten ihres Zuhälters verstecken soll. Ein humorvolles wie melancholisches Porträt des Erwachsenwerdens, ausgezeichnet in Venedig mit dem Goldenen Löwen für das beste Erstlingswerk. (1981, Regie Emir Kusturica, 110 Min.)
4. Dezember: H-8
Auf erbarmungslosem Kollisionskurs: Ein Lastwagen und ein Bus rasen nachts aufeinander zu. Das Schicksal der Passagiere ist durch ihre Sitznummern besiegelt. Bis zur unausweichlichen Katastrophe – und der Enthüllung, wer den Tod findet – entfaltet der Film ein vielstimmiges gesellschaftliches Panorama: Reisende aller Schichten mit Hoffnungen, Geheimnissen und Konflikten teilen für kurze Zeit denselben Raum. Ein Meisterwerk des Spannungskinos, das zugleich ein tiefes Porträt seiner Zeit zeichnet und bis heute regelmäßig zu den besten jugoslawischen Filmen aller Zeiten gezählt wird. (1958, Regie Nikola Tanhofer, 105 Min.)
8. Jänner: Zaseda
Moralisches Minenfeld: Serbien, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Der junge, überzeugte Sozialist Ive Vrana stößt auf eine Welt voller Gewalt, Verrat und Willkür. Živojin Pavlović, einer der wichtigsten Vertreter der „Schwarzen Welle“, zeigt in Zaseda den Krieg nicht mit heroischen Mythen, sondern als schonungslose Studie von Macht und menschlichen Abgründen. Der Film erhielt 1969 in Venedig den CIDALC-Preis, wurde in Jugoslawien jedoch jahrzehntelang nicht öffentlich gezeigt. (1969, Regie Živojin Pavlović, 80 Min.)
Kontakt: Südslawistik Universität Wien (suedslawistik@univie.ac.at)
