Michaela Liaunigg (1959 - 2022)

02.12.2022

Nachruf

 

Wir sind zutiefst erschüttert und sprachlos, und müssen dennoch Worte finden für das Unfassbare. Unsere Kollegin Michaela Liaunigg hat uns für immer verlassen.

Als die 1959 in Kärnten geborene Michaela im Jahr 1998 ihren beruflichen Weg am soeben ins Alte AKH übersiedelte Institut für Slawistik aufnahm, war hier plötzlich ein frischer Wind zu spüren. Michaela liebte Farben. Das Institut für Slawistik wirkte mit ihr und durch sie heller, bunter, fröhlicher.

Lehrerin zu sein war für Michaela kein Beruf, es war ihre Berufung. Sie unterrichtete Russisch mit Schwerpunkt Spracherwerb und Fachdidaktik. Sie unterrichtete freudvoll und mit Enthusiasmus. Sie unterrichtete unkonventionell. Mit ihren Studierenden machte sie professionelles russisches Theater. Für ihre Studierenden schleppte sie russische Kinderbücher, Schokolade, Jonglierbälle, schöne Bilder und vieles mehr ans Institut. Ihre Studierenden durften die russische Sprache denken, spüren, handeln. Wahrscheinlich hatte der Architekt Walter Gropius Menschen wie Michaela im Sinn, als er sagte: „Wir müssen der Jugend mehr Gelegenheit geben, während ihrer Ausbildungszeit persönliche Erfahrungen zu machen. Nur wenn wir sie selbst Tatsachen finden lassen, kann Wissen zur Weisheit werden.“

Ob Geburtstagsfeste oder fachliche Treffen, ob Krisensitzungen oder kulturelle Veranstaltungen, Michaela war tatkräftig dabei, Michaela motivierte und organisierte. Auch aktuell ist so manches in Planung und wir werden unsere Energien bündeln, um vieles davon umzusetzen. Denn das wäre in Michaelas Sinne.

Ihr vertrauensvolles Wesen führte sie wie selbstverständlich in die Interessensvertretung der Kolleginnen und Kollegen, sei es am Institut, sei es im Betriebsrat oder im Senat. Michaela half, wann immer und wo immer sie gebraucht wurde. Ihre „Seelsorge“ reichte weit über das Universitätsleben hinaus, sie telefonierte sorgend und beratend mit Paris, Moskau oder Kiew. Sie teilte Haus und Wohnung mit in Not geratenen Bekannten aus der Ukraine, half, fühlte und dachte mit, vermittelte.

Mit ungewöhnlicher Beobachtungsgabe, feinem Gespür und Empathie scheute sie sich nicht, auch unangenehme Themen anzusprechen und lösungsorientiert sowie höchst aktiv an die kleineren und größeren Probleme des privaten und beruflichen Alltags heranzugehen. Michaela schien alles bestens im Griff zu haben. Viele von uns haben ihr für ihren Einsatz zu danken.

Stets das große Ganze und die Zukunft im Auge, plante sie bereits jetzt ihren langsamen Abschied vom Berufsleben. Vor einer Woche noch teilte sie mit uns ihre Ideen für die nächsten Semester, ein sanfter Übergang sollte es werden, im Teamteaching wollte sie mit den Kollegen und Kolleginnen ihren reichen Erfahrungsschatz teilen. Unfassbar, dass Michaelas Abschiednehmen nur wenige Tage dauerte und für immer sein sollte.

Wir sind dankbar für die Zeit, die Michaela uns gewidmet hat und die wir mit ihr als Freundin und Kollegin verbringen durften. Spuren ihres Lebens werden uns stets begleiten: Ihre Bücher, ihre Gedanken, Gefühle, Bilder, Gegenstände. Zum Beispiel das Klavier am Institut, welches auf ihr Betreiben hin den Weg in unseren Seminarraum fand und das uns schon unvergessliche musikalische Erlebnisse bescherte. Wer wird in Zukunft dafür sorgen, dass es richtig gestimmt wird?

Michaela verstarb nach nur wenige Tage dauernder, schwerer Krankheit am 30.11.2022 in Wien.

„... Denn er befiehlt seinen Engeln, Dich zu behüten auf all Deinen Wegen, dass sie Dich auf den Händen tragen und Du Deinen Fuß nicht an einen Stein stossest ...“

aus Psalm 91

Wir trauern in stiller Anteilnahme mit ihrem Ehemann Peter und ihrer Tochter Cornelia.