Mehrsprachigkeit im Schulwesen der Frühen Neuzeit. Herausgegeben von Anna Maria Harbig und Mark Häberlein (= Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart, Herausgegeben von Mark Häberlein und Stefan Michael Newerkla, Band 20). VI, 246 Seiten, 23 Abb., 1 Tabelle. Wiesbaden: Harrassowitz. ISBN 978-3-447-12126-2. eISBN 978-3-447-39482-6.
Über das Buch
Nach der Reformation erlebte das Schulwesen in protestantischen wie in katholischen Ländern einen starken Aufschwung. Die Forderung, dass die Gläubigen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen können sollten, sowie der Bedarf an Seelsorgern und Verwaltungsfachleuten waren auf protestantischer Seite wichtige Impulse für den Ausbau des Bildungswesens. Auch bei den Katholiken wurden Bildung und Professionalisierung des Klerus sowie des Justiz- und Verwaltungspersonals nach dem Konzil von Trient energisch vorangetrieben, wobei sich die Orden als wichtige Träger des Schulwesens profilierten. Seit dem 17. Jahrhundert nahmen katholische und evangelische Schulen lebende Sprachen zunächst fakultativ, dann auch verpflichtend in ihre Lehrpläne auf. Im Jahrhundert der Aufklärung schließlich avancierten die Überwindung des konfessionsgebundenen Schulwesens und die Umsetzung reformpädagogischer Konzepte im (fremdsprachlichen) Unterricht zu wichtigen Themen. Wie sich der Prozess der Konfessionsbildung sowie die Reformbewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts auf Stellenwert, Inhalte und Adressatenkreise schulischen Sprachunterrichts auswirkten, wird in diesem Band anhand von Beispielen aus verschiedenen europäischen Ländern und aus Nordamerika untersucht.
Anna Maria Harbig / Mark Häberlein: Einleitung
Jessica Ammer: Die Bewertung des deutschen und des lateinischen Sprechens und Schreibens in der Gelehrsamkeit an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit
Tim Krokowski: Mehrsprachigkeit ‚von oben‘? Vergleich einer protestantischen und einer katholischen Schulordnung des 16. Jahrhunderts
Konrad Schröder: Die Begründung der Wahl moderner Schulfremdsprachen in der didaktischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts zwischen konfessioneller Bindung, Didaxis und Realpolitik
Helmut Glück: Die Fremdsprache Deutsch in den Schulen des Königreichs Polen in der Frühen Neuzeit und einige Beobachtungen in Nikolaus Volckmars Viertzig Dialogi (Danzig 1612)
Justina Daunorienė / Diana Babušytė: Zur Geschichte der Mehrsprachigkeit im Schulwesen Litauens am Beispiel der Grundschulen von Vilnius vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
Renata Nadobnik: Das Lernen von Nachbarsprachen vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Dargestellt an kommunikativen Praktiken in deutsch-polnischen Sprachführern
Anna Maria Harbig: Deutsche Grammatiken der Jesuiten und Piaristen in Polen-Litauen 1700–1762
Andrea Mariani: Jesuit Multilingualism in the Polish-Lithuanian Commonwealth. A Statistical and Prosopographical Approach
Stefan Michael Newerkla: Tschechischunterricht und Mehrsprachigkeit an Schulen in den böhmischen Ländern im 17. und 18. Jahrhundert
Annette Haseneder: Moderner Sprachunterricht an den frühen Schulen Mary Wards – Ansätze zur Klärung einer grundsätzlichen Frage
Mark Häberlein / Andreas Flurschütz da Cruz: Fremdsprachenunterricht an höheren Schulen in süddeutschen Städten im späten 17. und 18. Jahrhundert
Ulrike Krampl: Auf Umwegen. Fremde Sprachen im Bildungsprogramm des Pariser Amtsadels im 18. Jahrhundert
Bernd Marizzi: Die älteste Grammatik des Deutschen in Spanien: Die Gramática Española y Alemana von 1783 und ihr Autor Raymundo Strauch y Vidal
Markus Berger: Freß hearty, Herr Parr, du bis very willkumm. Deutsche Lutheraner in Nordamerika und ihre Konflikte um zweisprachigen Schulunterricht, 1780–1820
Personenregister
Ortsregister
Bestellungen